Drei Tage auf dieser Insel? Was um Gottes Willen wollt ihr da so lange machen!
Auf den Vulkan hinauf!
Naja, da fährt man hin, geht rauf und wieder runter und fährt zurück.
So in etwa lief der Dialog ab, mit Italienern, denen wir von unserm Plan erzählten.
Das erschien uns jedoch etwas zu gewagt und so nahmen wir uns doch drei Tage Zeit.
Die Rahmenbedingungen:
Der Stromboli ist 924 m hoch, ab 400m darf man sich nur mit einem autorisierten Guide bewegen und oberhalb von 750m darf an sich maximal eine Stunde aufhalten (wegen Staub und Gasen).
Über die klassische Ostroute (orange – fast alle Gruppen nehmen diese Route) dauert der Aufstieg ca 2,5 Std. Er hat den Vorteil, dass er im Schatten erfolgt, aber den Nachteil, dass man die aktiven Krater erst am Schluss beim Blick vom Gipfel herab auf die an der Nordwestseite in 700-800m liegenden Krater erhält
Nach unsere Ankunft am Donnerstag Nachmittag erkundigten wir uns zunächst bei Magmatrek nach den Touren. Wir hatten schon vorher nach einem „privaten“ Guide gefragt und wir entschieden uns dies auch umzusetzen. Am nächsten Morgen konnten wir unseren Guide kennen lernen.
Freitag:
Manuel schlug uns vor, über die weniger begangene Nordseite aufzusteigen (grüne Route). Dies hat zwar den Nachteil, dass wir noch eine ganze Zeit in der Sonne werden gehen müssen, aber dafür gibt es schöne Ausblicke auf die Feuerrutsche (Sciara d’u Fuocu) und wir behalten zumindest einen der aktiven Krater im Blick und können schöne Aufnahmen aus gleicher Höhe (750m) machen. Dann werden wir zum Gipfel aufsteigen und auch von dort fotografieren, bevor wir auf der Ostseite über die klassische Route (orange-lila), ein alter Aschehang, absteigen. Es gab noch wertvolle Tipps für die Ausrüstung, die man sich hier im Ort gegen geringes Geld ausleihen kann.
Ein Muss sind: knöchelhohe Bergstiefel, Shirt zum wechseln, Jacke, Windstopper, Helm, Kopflampe, Wanderstöcke, etwas zu Essen und mindestens 3 l Wasser.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit Ausruhen und uns allen war die nervöse Anspannung deutlich anzumerken: schaffe ich das, ist das nicht zu anstrengend, auf was habe ich mich da bloß eingelassen… usw.
Um 17 Uhr holte uns Manuel am Hotel ab und Magmatrek hatte dankenswerterweise einen Ape (diese italienischen Dreiräder) organisiert, der uns die ersten 3 Kilometer entlang der Küste zum Restaurant Osservatorio brachte. Der Fahrer und der Guide in der Kabine und wir vier samt Gepäck auf der Ladefläche ging es in einer rasanten Fahrt über Stock und Stein zum Ristorante. Ein letzter Kaffee und Toilettenbesuch, der Ausrüstungs-Check durch Manuel (es gibt keine Kompromisse) und dann machten wir uns um 17:30 Uhr bei ca. 28 Grad an den Aufstieg.

Da wollen wir hoch??? Sieht doch gar nicht so schlimm aus…
Langsam, ganz langsam, Schritt für Schritt ging es auf einem uralten leicht befestigten Pfad bergan. Manuel erwies sich als ausgezeichneter Guide, er bremste uns, wenn wir zu eifrig waren, legte die Pausen wohlüberlegt fest und ermunterte uns Gebrauch von unserem Wasservorrat zu machen. Nach einer Stunde (290m) waren wir auch schon komplett durchgeschwitzt.

Puh! Anstrengend… Aber: SMILE 🙂

…und die Aussicht auf die Feuerrutsche genießen!
Eine erste größere Pause legten wir um 19:00 bei 430m ein. Dies ist der „Point of no return“. Ab hier ist ein autorisierter Guide vorgeschrieben. Anne war bereits sehr erschöpft und fühlte sich nicht sicher auf den Beinen. Sie entschloss sich zur Umkehr. Das war sehr schade, aber wir hatten großen Respekt vor dieser Entscheidung, da sie ihre Kräfte richtig einzuschätzen wußte. Und sie hätte ab hier die komplette Tour durchstehen müssen, da sie allein nicht hätte zurückgehen können.
Weiter ging es teils durch Gestrüpp, teils über luftige Felsen bergauf. Den nächsten Stopp gab es dann um kurz vor 20 Uhr auf 660m als wir unvermutet auf eine wilde Bergziege stießen, die sich wunderbar vor der untergehenden Sonne drapiert hatte.
Pünktlich zum Sonnenuntergang um 20:20 Uhr erreichten wir die 750m. Wir befanden uns nun auf gleicher Höhe mit einem der eruptiven Krater und die Eruptionen waren deutlich zu hören und zu sehen. Ebenso wie das herabprasseln der herausgeschleuderten Lava und Steine. Zeit die Helme aufzusetzen!
Wir stiegen noch ein klein wenig höher auf 820m, denn hier befanden sich zwei Betonunterstände, die uns im Notfall etwas Schutz bieten konnten. Hier hielten wir uns eine ganze Zeit auf, denn das Fauchen, Zischen, Rumpeln und Knallen der Eruptionen, verbunden mit der immer deutlicher zu sehenden, glühenden Lava, dem Funkenregen und dem faszinierenden Licht der blauen Stunde hatten uns vollkommen in ihren Bann gezogen. Es ist ein unbeschreibliches Erlebnis, dass von Fotos nicht ansatzweise wiedergeben werden kann.
Um 21:00 Uhr hieß es dann aber: Kopflampen an und weiter aufsteigen. Ohne unseren Blick von den Eruptionen lösen zu können, stiegen wir langsam zum Gipfel auf, den wir nach einigen Stopps um 21.40 Uhr erreichten. Wir ließen uns am Rand des Abhangs nieder und blickten fasziniert auf die vier knapp 200m unter uns liegenden eruptiven Krater. Üblicherweise gibt es auf dem Stromboli eine Eruption etwa alle 20 bis 30 Minuten. Wir durften etwa alle 5 Minuten ein Eruption eines der Krater erleben, verbunden mit sprühender Lava, Rauch, Qualm und Staub der sich auf uns legte. Wir waren sehr froh, dass Anne uns mit einem OP-Mundschutz gegen den Staub versorgt hatte.
Um 22.20 hieß es dann Abschied nehmen von diesem Naturschauspiel, denn wir waren inzwischen weit über die erlaubte Zeit hier oben und außerdem die letzten verbliebenen Besucher.
Schweigend und immer noch von dem Naturschauspiel gefangen, stiegen wir in dichtem Staub über den alten Aschehang, knöcheltief in der Asche versinkend ab. Nach mehreren kleinen Pausen erreichten wir um kurz vor Mitternacht wieder den Ort Stromboli und unser Hotel. Die Bar wurde extra für uns nochmals geöffnet, denn das Bier hatten wir uns nun wirklich verdienten.
Der Samstag war unser Erholungstag mit einem kleinen Streifzug durch Stromboli, bevor wir am Sonntag früh um 7:15 Uhr unsere Heimreise von Stromboli nach Hamburg und Luxemburg antraten, immer noch erschöpft aber glücklich.
Vielen Dank für diese schönen Bilder und Worte