21.8.2015 Georgien – Tuscheti – ein Versuch


Von unserem Quartier haben wir einen herrlichen Blick über das Alisanital. Dunkle Wolken haben sich am Abend zusammen gezogen und es blitzt hinter den Wolken ohne Pause. Leider gelingt es mir nicht, dieses Spektakel fotografische einzufangen, da die Blitze nur hinter den Wolken aufleuchten. Es bleibt hier aber die ganze Nacht trocken. Das die Blitze irgendetwas mit unserer Fahrt nach Tuscheti zu tun haben könnten kommt mir überhaupt nicht in den Sinn.
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Für unsere Fahrt nach Tuscheti bekommen wir neben Kote mit seinen Nissan X-Terra ein anderes zweites Fahrzeug und das wird Suliko fahren, er ist in Tuschetien aufgewachsen. Mit Suliko waren wir vor zwei Jahren in Svanetien und dort hat er uns immer von Tuscheti vorgeschwärmt, er ist also nicht ganz unschuldig an dieser Reise.
Da es in Tuscheti weder Strom, noch Mobilfunkdeckung, geschweige den Internet gibt, decken wir uns im Supermarkt noch mit der ausreichenden Menge Bier ein.

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Nach Omalo in Tuschetien sind es rund 100 km, die ersten 30 km sind schnurgerade Asphaltstraße, die wir in null komma nix hinter uns lassen. Dann kommt die Abzweigung nach Omalo (noch 72 km) und hier stoppen wir noch kurz um die Vorräte mit einer ausreichenden Menge Chacha (der georgische Grappa) zu ergänzen. Zwei Liter wird als angemessen erachtet…

Kurz nach der Abzweigung geht die Asphaltpiste in eine Schlaglochpiste über. Wir werden von der Polizei gestoppt, die uns empfiehlt nicht weiter zu fahren, da es weiter oben „ein paar Probleme gäbe“. Da Suliko aus Omalo kommt und die Strecke kennt, fahren wir trotzdem weiter.
Erst einmal einen Fotostopp. Der reissende Fluss führt eiskaltes Wasser, was in der Wärme des Tales verdampft. Das muss natürlich festgehalten werden.

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Weiter geht es bergauf und nach wenigen Minuten hat sich die Schlaglochpiste verwandelt in eine… ??? Tja ich weiß auch nicht… Weg?, Pfad?… also Straße oder Piste kann man das nicht mehr nennen. Es geht wirklich über Stock und (vor allem) Stein, gerade mal so breit wie das Auto und links senkrecht nach oben, rechts senkrecht nach unten… alles ohne jegliche Sicherung.

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Die Fotostopps richten sich jetzt weniger nach den fotografischen Wünschen, sondern danach wo wir halten und andere Autos passieren können.

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Und es sind erstaunlicherweise einige Autos unterwegs nach Omalo. Dort findet morgen das Tuschetifest statt, sozusagen der höchste Feiertag dort und da wollen natürlich alle dabei sein.

Wir durchqueren Flussläufe, die mal quer und mal längs zur Fahrtrichtung verlaufen und „überfahren“ einige Erdrutsche, die wir als riesig empfinden, sich später aber als eher marginal herausstellen sollten.

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Plötzlich gibt es einen Stau… „echtjetzt“… hier oben mitten in der Wildnis. Eine Raupe ist dabei die weggespülte „Straße“ irgendwie mit Steinen zu ersetzen, damit die Autos hier weiterkommen.

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Nach einer halben Stunde geht es weiter, doch dann heißt es wieder anstellen. Diesmal ist es ein Erdrutsch, der überfahren werden muss und hier werden mit Schaufeln erst einmal ein paar „Rinnen“ gemacht, damit die Autos nicht quer wegrutschen und 500m tiefer wieder zum „stehen“ kommen. Der auf dieser Straße erfahrene Suliko gibt den Straßenarbeitern Anweisungen.

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JMF19233Suliko… ganz Herr der Lage…

Aber auch dieses Hindernis wird gemeistert. Inzwischen wissen wir, dass es die ganze letzte Nacht heftigst geregnet und auch gehagelt hat (das waren die Blitze).

JMF34149Die Reste der Nacht…

Das nächste Hindernis lässt nicht lange auf sich warten. Ein großer Erdrutsch hat die Straße komplett versperrt. Es sind zwar „nur“ noch rund 300 Höhenmeter bis zum Pass, aber hier ist kein Durchkommen. Es wird diskutiert, aber hier muss eine Raupe her. Diese steht aber rund 1,5 Kilometer weiter oben und ein Mitarbeiter der Straßenverwaltung ist auch schon dort, aber sie springt nicht an.

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Die Georgier nehmen es gelassen, das Picknick wir ausgepackt, es wird gegessen, Wein getrunken und getanzt. Im Übermut versucht ein Georgier mit seinem Pickup den Berg zu überfahren und bleibt natürlich sofort stecken. Während wir nur den Kopf schütteln, wird er von seinen Kollegen als Held gefeiert… er hat es wenigstens versucht.

JMF34156Er hat es versucht…

Am Horizont sehen wir, wie sich die Raupe nun inzwischen in Bewegung gesetzt hat und auf dem Weg zu uns gleich mehrere kleine Erdrutsche beseitigt.

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Inzwischen ist es 16 Uhr und Suliko hat telefonisch (er hat offenbar als Einziger ein Netz) Informationen eingesammelt. Die Straße ist auch oben am Pass noch verschüttet und auf der anderen Seite vermutlich weggespült.   Hier gibt es heute kein Durchkommen mehr. Wir entschließen uns daher umzudrehen und zurückzufahren – schweren Herzens. Aber auf dem Pass in 3000m Höhe zu übernachten klingt auch nicht so verlockend. So rumpeln wir über Stock und Stein wieder hinunter und um 19 Uhr erreichen wir unsere Unterkunft, wo wir heute morgen fröhlich ausgecheckt haben.

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Ein riesiges Lob an Georgia Insight, die uns innerhalb von 2 Stunden wieder ein Quartier besorgt haben.
Nun warten wir erst einmal ab, was der Samstag so bringt… Suliko meint die Straße sei am Mittag wieder passierbar, andere Quellen (Fernsehen) sprechen von 2 bis 3 Tagen. Wir sehen es entspannt und warten einfach mal ab. Sonst ziehen wir zwei Tage in Sighnaghi vor, wenn sich das organisieren lässt.
Achja, gerade kam im Fernsehen, das Tuschetifest wurde um eine Woche verschoben…

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