19.8.2014 Bakuriani – Wardzia


Der heutige Tag dient ein wenig der Erholung. Wir wollen an den Tabatskuri See und Picknick machen. Gela und Nino fahren nach dem Frühstück im Ort einkaufen und Daniel und ich schlendern ein wenig durch den Ort zum Bahnhof der Schmalspurbahn. Leider ist aber kein Zug im Bahnhof, trotzdem bieten sich zahlreiche Motive. Man mag nicht glauben, dass hier überhaupt jemals ein Zug fahren könnte.

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Nach dem Einkauf sammeln Nino und Gela uns ein und wir starten zum rund 40 km entfernten See. Was uns dabei schlagartig klar wurde… es handelt sich ausschließlich um Schotterpisten. Erstaunlich, dass diese auch mit dem Sprinter zu bewältigen sind, aber es wird wieder einmal eine „shake it – Tour“ Zunächst geht es hinauf auf den ca. 2000 m hohen Pass. Und der Pass heißt Pass, weil man dort seinen Pass zeigen muss und das ist jetzt kein Scherz. Oben auf der Passhöhe befindet sich eine Polizeistation oder besser gesagt ein Polizeicontainer mit schwerst bewaffneten Polizisten. Da der Container sonst keine Verbindung mit dem Rest der Welt zu haben scheint (kein Telefon, kein Fax, kein Kopierer, kein Computer) beginnt  nun ein unvergleichliches Schauspiel. Jeder Vorname, Nachname, Geburtsdatum und Passnummer wird per SMS in ein Mobiltelefon getippt und nach irgendwo (vermutlich NSA) geschickt und dann wird abgewartet bis die Antwort da ist. Da das Ganze offenbar nicht ganz ohne Tippfehler abgeht dauert es ein Weilchen. Abschließend wird alles noch einmal mit Datum und Uhrzeit handschriftlich in einer Liste verewigt. Auf diese Weise sind wird schon nach einer knappen Stunde abgefertigt. Wir nutzen die Wartezeit für einige Fotos, aber es gibt unter den schwer bewaffneten etwas unterschiedliche Auffassungen was nun nicht fotografiert werden darf. Also Polizisten, Polizeiauto und Container in keinem Fall… bei der Sonne, der endlosen Landschaft (in der sich irgendwo die zu bewachende Öl- und Gaspipeline befindet) und der alten Ruine am Horizont gingen die Meinungen schon weit auseinander. Wir wollten natürlich nicht unbeabsichtigt den Kriegsfall auslösen und haben dann auf Aufnahmen (weitgehend) verzichtet.

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Weiter ging es durch die Hochebene des kleinen Kaukasus, eine grandiose endlose Landschaft mit Herden von Rindern, Schafen, Ziegen bewacht von Hirten aus Armenien und Aserbeidschan mit ihren Familien und unzähligen Haustieren. Sie leben nur im Sommer hier.

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Unser erstes Ziel ist das ganzjährig bewohnte Dorf Tabatskuri. Es ist überwiegend von Armeniern bewohnt.

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Wir Touristen sind natürlich die Attraktion und Abwechslung im Erntealltag und so ergeben sich zahlreiche Shootings. Sogar die Kirche wird extra für uns aufgeschlossen. Eine geschäftstüchtige Nachbarin bietet uns sofort ihr gesamtes Warensortiment an, aber wir haben weder Bedarf an Möhren noch an Socken!

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Auf dem Weg zurück zum Auto, denn wir werden langsam hungrig, treffen wir noch Sean Connery und dann machen wir uns auf den Weg zum See, wo es einen Grillplatz gibt.

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Der Weg ist nicht ganz einfach zu finden, aber unser Fahrer ist da hartnäckig. Schließlich stehen wir direkt am See. Der Grillplatz mit Tisch und Bänken ist von der örtlichen Jugend besetzt, aber er sieht aufgrund aktueller Vermüllung auch nicht so einladend aus. Wir finden einen schönen Platz im Gras, die Einkäufe werden ausgebreitet, es wird Salat geschnippelt und Gela ist eifrig dabei eine Feuerstelle einzurichten und mit einer eleganten Mischung aus gesammelten Kiefernzapfen, kleinen Stöcken, etwas Schafwolle, einer Plastikflasche, etwas Motoröl und nicht zuletzt Papier und deutscher Grillkohle etwas für unser Fleisch zu tun.

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Unser leckeres Picknick beginnt und dank der Kühlung im See gibt es sogar kühle Bier. Leider war uns der Wettergott nicht so gnädig gestimmt und es kamen einige Tropfen Regen vom Himmel. Das konnte uns natürlich nicht erschüttern. Während wir eisern aushielten verschwand die Dorfjugend wie vom Blitz getroffen – wir sollten später erfahren warum.

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Wir aßen in Ruhe zu Ende und das von Gela zubereitete Fleisch war wirklich köstlich. Als dann allerdings noch Gewitter hinzukamen, packten auch wir zusammen und setzten uns in den Bus. Wir überlegten kurz noch ein wenig zu bleiben, aber unser Fahrer wollten gerne los. Und so starteten wir wieder Richtung Schotterpiste und schlagartig war uns klar, warum die Dorfjugend mit Ihren Ladas so schnell verschwunden waren. Der offenbar sehr lehmige Boden hatte sich durch den Regen in reine Schmierseife verwandelt. Wir fuhren quer, seitlich, hochkant, also so ziemlich in jede Richtung nur nicht nach vorn. Nach mehreren vergeblichen Versuchen beschlossen wir zu schieben, was zwar launig war mit dem fliegenden Matsch, aber in der Wirkung gleich null. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen und wir brauchten einen Plan!
Plan A: warten bis es abgetrocknet ist, also 2 bis 3 Tage (wir haben ja noch Reste vom Picknick)
Plan B: Hilfe holen.
Wir entscheiden uns spontan für Plan B. Nino und Anke machen sich auf den Weg ins Dorf. Schon nach 100m kommt ihnen ein Off-Roader entgegen, eine Familie aus unserem Hotel, auch auf der Suche nach einem Picknickplatz. Nach kurzer Diskussion der Lage wird die Idee den Bus mit dem Offroader zu schleppen verworfen, aber sie fahren Nino ins Dorf damit sie ein Fahrzeug holen kann.

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Nino berichtet später, sie habe am erstbesten Haus angehalten und geklopft. Der Mann saß vor dem Fernseher und hatte keine Lust nochmal los zu fahren. Aber seine resolute Ehefrau habe ihm kurzerhand die Gummilatschen vor die Füße geknallt und ihn aufgefordert der jungen Dame gefälligst zu helfen und außerdem könne er auch mal etwas Geld verdienen. Und so sattelte er sein Fahrzeug.

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Wir genossen während dessen das Abendlicht und als Nino dann mit der „russischen Kavallerie“ anrückte waren wir doch etwas skeptisch wegen des nicht unerheblichen Größenunterschieds.

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Aber ruckzuck war das Seil gespannt und los ging’s. In null komma nix stand unser Bus wieder auf der Schotterstraße. Zwar hatte die russische Kavallerie etwas Starterprobleme und es musste jedes Mal die Kurbel angelegt werden, aber das tat dem Erfolg der Aktion aber keinen Abbruch.

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Wir waren wieder auf der Straße, die russische Kavalerie um 15 Lari reicher und die Sonne ging in glühenden Farben unter.

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Auf der Rückfahrt über den Pass gab es wieder die übliche Kontrolle, allerdings diesmal etwas kürzer… man brauchte nur etwa 15 Minuten bis man uns auf den unendlichen Papierlisten gefunden hatte, ein kurze Vergleich mit den Pässen und hinunter ging es ins Tal. Um neun Uhr erreichten wir erschöpft aber glücklich unser Hotel.
Ich fürchte nur wenn George von Georgia Insight dies liest bekommen wir lebenslanges Einreiseverbot in Georgien…

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