7.8.2013 Tbilisi – Signaghi


Ostwärts, der Sonne entgegen, so heißt es für uns heute. George wird uns heute ein wenig von Kachetien zeigen. Und wieder sehen wir eine ganz andere Landschaft. Kurz nach der Abfahrt in Tbilisi fahren wir durch bewaldete Berge, es geht durch die Gombori Berge über den 1600 m hohen Pass. Wir denken kurz, wir haben uns verfahren denn einige italienisch klingende Ortsnamen verwirren uns.

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Auf der anderen Seite des Passes geht es wieder herunter zur Ruine der Akademie von Ikalto. Dieses ehemalige Kloster war früher, wie auch das Kloster Gelati eine Akademie, doch während dort die philosophischen und astronomischen Fragen im Mittelpunkt standen, erfolgte hier eine eher landwirtschaftliche Ausbildung.
Eine schön restaurierte Kirche befindet sich auch auf dem Gelände.

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Weiter ging es zum Kloster Alawerdi mit der größten Kathedrale Kachetiens. Auch ein wirklich beindruckendes Bauwerk. Die Mönche hier gelten als sehr streng und das Fotografieren ist nicht erlaubt. Aber fotografieren steht heute ohnehin nicht im Mittelpunkt, denn es gibt hier offenbar kaum eine Kirche, ein Haus, einen Baum oder ein Tal ohne irgendeine Geschichte… und … George kennt sie alle… und … er kann sie so erzählen, dass wir gespannt zuhören und immer wieder eintauchen in andere Zeiten und anderen Welten. Wir fahren weiter nach Telavi. Die Ortschaften reihen sich hier aneinander und  dazwischen Wälder und Obstbäume. An den Straßenrändern bieten die Händler Tomaten, Gurken und anderes Obst und Gemüse an, aber vor allem Pfirsiche. Wir könnten einen ganzen 10-Liter-Eimer voll Pfirsiche für 3 Lari (1,50 Euro) erwerben, aber wann sollten wir die essen? Wir bekommen 4 Pfirsiche durchs Fenster gereicht, aber mein Versuch doch wenigsten diese zu bezahlen wird vehement abgewiesen. So sind sie die Kachetier freundlich, aber sie haben ihren eigenen Kopf.
Nach einer Mittagspause geht es weiter zum Weingut Schuchmann. Kachetien ist das Land des Weines und wir besuchen hier ein hochmodernes Weingut. Herr Schuchmann aus Deutschland, damals eigentlich schon auf Ruhestand eingestellt hatte sich vor rund 10 Jahren bei einem Besuch in Kachetien in diesen Wein und das Land verliebt. Er investierte ein Menge Geld in den Aufbau eines lokalen Weingutes und viele in Deutschland hielten ihn für verrückt, in einer Zeit wo alle nach sicheren Geldanlagen suchten in eine Projekt dieser Größenordnung in einer krisengeschüttelten Region zu investieren. Aber es hat sich gelohnt, Schuchmann produziert heute hochwertige Weine sowohl nach europäischer, als auch nach traditioneller georgischer Art, für den gesamten europäischen und amerikanischen Markt.

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Unser nächster Stopp ist die Fürstenresidenz Zinandali. George erinnert uns noch einmal wo wir uns geografisch befinden. Aus deutscher Sicht irgendwo hinter dem großen Kaukasus, im Norden Dagestan, im Osten Aserbeidschan im Süden Armenien und dann tauchen wir ein in eine Welt, die so gar nicht in diese Gegend zu passen scheint. Liebevoll wurden die Zimmer restauriert und stilvoll mit Originalmöbeln und Gegenständen aus dem Nachlass des Fürsten hergerichtet. Porzellan aus Deutschland und Frankreich, Gemälde von namhaften Malern, Klaviere und Flügel aus Deutschland, im 19. Jahrhundert befand sich hier ein Zentrum des intellektuellen Austauschs, der Dichter und der Maler, des georgischen und russischen Raumes. Das Fotografieren ist hier aber streng verboten und wird auch überwacht, daher nur ein Foto von außen.

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So kommen wir schließlich voll von Eindrücken und Geschichten in Signaghi an. Hier hat der letzte Präsident versucht einen Tourismusort zu installieren. Es wurden (ähnlich wie auch in Mestia) enorme Summen in die Sanierung der Altstadt investiert, aber der Ort hat dadurch einfach viel von seinem Charme verloren. Die „millionenscharen von Touristen“ sind natürlich nicht gekommen, denn eine Touristenattraktion kann man nicht künstlich herstellen.
Mitten zwischen  modern sanierten Wohnhäusern und Hotels finden wir die nicht sanierte Werkstatt eines Goldschmiedes, der sich aber inzwischen auf die Herstellung von Öfen verlegt hat. Hier findet sich das was Touristen in solch einen Ort zieht. Vielleicht sollte er künftig Eintritt für Fotografen nehmen, denn auch zwei italienische Touristen fühlen sich gleich hierhergezogen.

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Trotzdem finden wir, es lohnt sich hierher zu kommen. Allein für den Blick von der Stadtmauer auf die Alazani Tiefebene, welche sich in einer Breite von rund 600 km schier unendlich vor unseren Füssen ausbreitet, auf der gegenüberliegenden Seite begrenzt durch den wie eine Wand aus der flachen Ebene aufsteigenden großen Kaukasus sind die Reise hierher wert (vom Wein mal ganz abgesehen).

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Auch der heute Tag endet mit georgischem Schaschlik und anderen Leckereien und natürlich Wein aus Kachetien.

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