Unser heutiger Tag beginnt direkt neben unserem Hotel Old Signaghi. Hier werden Teppiche nach original georgischen Mustern und Techniken in Handarbeit mit Naturfarben hergestellt. 18 Frauen knüpfen und weben hier Teppiche, teils in Heimarbeit. Der Besitzer zeigt uns stolz die Ergebnisse. Mehrere Jahre hat er in Georgien und den umliegenden Ländern geforscht, um die speziellen georgischen Techniken zur Färbung und Herstellung von Teppichen wieder zu beleben. Besonders die geknüpften Seidenteppiche haben es mir angetan und auch hier gibt es zu jedem Teppich eine Geschichte.
Unser nächstes Ziel ist nicht weit entfernt. Hoch über der Alazani-Ebene liegt das recht große Frauenkloster Bodbe. In einer kleinen Kirche befindet sich das Grab der heiligen Nino. Hier erfahren wir von George wieder etwas mehr über die Geschichte Georgiens. Leider ist das Fotografieren nicht erlaubt.
Dafür haben wir eine herrlich Aussicht über die Alazani-Ebene, der Bilck auf den großen Kaukasus ist frei, nur einige Wolken ziehen durch das Tal.
(Panorama zum öffnen anklicken)
Nun machen wir uns aber auf den Weg zu unserem heutigen Tagesziel, dem Kloster David Gareja. Wir verlassen die hügelige Landschaft und legen dann doch einen spontanen Stopp an eine Bäckerei ein. Schließlich wollen wir ja einmal anschauen wie das leckere Brot gebacken wird. Die beiden Bäckerinnen sind zwar erst etwas verwundert über den merkwürdigen Besuch, aber George hält die beiden Damen durch Plaudereien geschickt bei Laune und so können wir ungestört dem Treiben zuschauen und unserer Fotos machen. 30 Brote werden in einem Backdurchgang hergestellt. Der Ofen wird mit Holz beheizt und die Frauen „kleben“ die Brote mit den Händen ohne irgendwelchen Schutz in den 200 Grad heißen Ofen. Die fertigen Brote werden dann mit einer Art Haken wieder herausgeangelt, wenn Sie sich von der Wand lösen lassen.
Drei Brote nehmen wir mit. Kurze Zeit später biegen wir ab in die Steppe. Hier treffen wir sogar „Cowboys“.
Es ist unglaublich in welch kurzer Zeit sich hier die Landschaft verändert. Eben noch saftiges grün mit Pfirsichbäumen, endlosen Reihen von Weinstöcken und ausgedehnte Melonenfelder, breitet sich urplötzlich eine schier endlos weite, scheinbar trockene Grasstreppe vor uns aus. Die Straße ist eine Mischung aus löchriger Asphaltstrecke und steiniger Schotterpiste.
Wir können uns gar nicht vorstellen, dass hier überhaupt noch irgendetwas kommt. Aber wir sehen plötzlich inmitten dieser Einöde die Ortschaft Udabno. Sie wurde in kommunistischer Zeit komplett neu hier aufgebaut um Georgier die in den Bergen durch Schneelawinen obdachlos geworden waren aufzunehmen. Heute ist das Dorf fast verlassen.
Weiter geht es durch die endlose Weite und die Hügel entwickeln sich zu Bergen. Und dann sind wir plötzlich da, am Kloster David Gareja. Man merkt es daran, dass die Straße an einem Kirchenshop aufhört.
Von den in den Sandstein gebauten Unterkünften der Mönche sieht man auf den ersten Blick nicht viel. Wir packen Wasser, Brot und ein paar Pfirsiche ein und machen uns auf eine Wanderung. Zunächst geht es steil bergauf und immer wieder müssen wir anhalten, nicht nur um nach Luft zu japsen, sondern auch um die grandiose Aussicht zu genießen. Auf dem Kamm oben angekommen blicken wir Richtung Aserbeidschan. Genauer gesagt läuft die Grenze hier oben auf dem Kamm und da wir etwas unterhalb des Kamms weitergehen müssen ist ein „Grenzübertritt“ erforderlich.
links des Kamms Aserbeidschan, rechts Georgien
Nach einigen Minuten Fußweg sind wir plötzlich mittendrin in den Unterkünften der Mönche. In den Standstein gehauene Schlafräume, Wirtschaftsräume, Kapellen und natürlich eine Kirche und ein gemeinsamer Essraum. Alles verziert mit wundervollen Fresken aus verschiedenen Jahrhunderten. Dazu gibt es ein ausgeklügeltes System um Frischwasser zu speichern. Wieder erzählt uns George auf lebendige Weise, was die Bildnisse darstellen und wieder dürfen wir eintauchen in eine Welt die so lange Zeit zurück liegt.
Wir machen ein kleines Picknick, genießen die Aussicht und lassen die Eindrücke nachwirken. Plötzlich zeigen sich ein, nein zwei, nein sogar drei große Greifvögel am Himmel. Majestätisch drehen die Steinadler ihre Runden. Schade, dass wir nun kein Teleobjektiv dabei haben.
Der Ausflug nach David Gareja ist in jedem Fall lohnenswert und man sollte hierfür rund 3 Stunden vor Ort einplanen.
Es geht über eine andere Schlaglochpiste wieder zurück nach Tbilisi, denn unsere Reise nähert sich leider dem Ende. Morgen werden wir noch ein wenig durch die Hauptstadt Georgiens schlendern. Bevor es am Samstag dann zurück nach Deutschland geht.
Na dann erholt Euch noch gut von Eurer tollen, aber sicher auch anstrengenden „Georgien-in-12-Tagen-Reise“. Wünsche Euch morgen noch viel Spaß in Tbilisi und einen reibungslosen Rückflug.
Bis bald in der Heimat Armin